USA: Experten empört über neues Gesetz an Schulen in US-Bundesstaat Louisiana

Die Ankündigung des US-Bundesstaates Louisiana, die Zehn Gebote als Plakat in jedes Klassenzimmer zu hängen, stößt einigen sauer auf.

Du sollst nicht töten. Du sollst nicht ehebrechen. Du sollst nicht stehlen.

Das sind drei von zehn Geboten, die zukünftig in allen Klassenzimmern im US-Bundesstaat Louisiana aushängen sollen. Vom Kindergarten bis hin zur Universität sollen diese zehn Sätze die Kinder begleiten: fett gedruckt auf einem Plakat.

Das Gesetz kommt aber nicht überraschend: Religion ist vor allem in den Südstaaten der USA ein wichtiger Bestandteil für viele Menschen.

2020 betet US-Präsident Donald Trump in Louisiana, nachdem Hurrikan Laura den Staat verwüstete.

Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts "Pew Research Center" gehören mehr als 80 Prozent der Erwachsenen in Louisiana dem Christentum an. Mehr als 70 Prozent der Befragten nehmen ihren Glauben sehr ernst.

Nun will Louisiana das offenbar auch schon den Kleinsten "aufdrücken": In den Klassenzimmern und Hörsälen staatlicher Schulen und Universitäten sollen bis zum Beginn des kommenden Jahres die Zehn Gebote angebracht werden. Am Mittwoch trat in dem Staat im Süden der USA ein entsprechendes Gesetz in Kraft.

Es sieht die Darstellung der Zehn Gebote in "großer, leicht lesbarer Schrift" in Unterrichtsräumen vor, ebenso in den Räumen staatlicher Kindergärten. Bürgerrechtsgruppen halten das Gesetz für verfassungswidrig und kündigten an, Klage einzureichen.

Jeff Landry, Gouverneur von Louisiana, unterzeichnet in einer katholischen Schule die Gesetzesentwürfe.

Auch der politische Analyst James Carville zeigt sich wenig begeistert von dem neuen Gesetz.

US-Experte schimpft über Vorhaben von Louisiana

In einem Interview mit dem US-Sender CNN hält sich Carville nicht zurück. "Das ist die dümmste Zeitverschwendung, die ich je in meinem Leben gesehen habe", lautet sein Urteil zum Gesetz über die Zehn Gebote in Louisiana. Er selbst machte seinen Abschluss in dem Bundesstaat und ist heute unter anderem als Berater für die Demokratischen Partei tätig.

Carville hebt den schlechten Bildungsstand in Louisiana hervor. Die Schulen seien so unterfinanziert, dass wohl die meisten der Kinder die Zehn Gebote nicht einmal lesen können. Im Ranking des Nachrichtenmagazin "USNews" bildet Louisiana mit Platz 47 das Schlusslicht, nur in drei anderen US-Bundesstaaten ist die Bildung noch schlechter.

Der politische Analyst kann demnach keinen Sinn in dem neuen Gesetz erkennen. Der konservative US-Autor Scott Jennings sieht das anders. "Ich habe kein großes Problem damit, wenn jemand ein Blatt Papier ins Klassenzimmer hängen will, auf dem steht: 'Hey kids, tötet, stiehlt und lügt nicht'", sagt er im CNN-Gespräch.

Laut ihm sollten Lehrkräfte keine Prediger:innen sein, aber am Ende ebnen die Zehn Gebote das Fundament der westlichen Zivilisation, meint er. Eine Annahme, die vor allem unter den erzkonservativen Republikanern ausgeprägt ist. Auch der konservative Südstaat Louisiana wählt seit Jahren republikanisch – 2020 etwa für Donald Trump.

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Das Gesetz war von Vertreter:innen der republikanischen Partei ausgearbeitet worden, die in beiden Kammern des Parlaments von Louisiana eine Zwei-Drittel-Mehrheit haben. In dem Gesetzestext wird die historische Komponente der Zehn Gebote betont: Es handele sich um ein bedeutsames Dokument für die Staatsgründung der USA und die Entstehung des Bundesstaates, heißt es dort.

Trumps Gotteskrieger – die Gefahr des christlichen Nationalismus

Die Plakate würden mit dem Zusatz versehen, dass die Zehn Gebote "fast drei Jahrhunderte lang ein wichtiger Bestandteil der öffentlichen Bildung in Amerika waren". Gegner des neuen Gesetzes sprechen hingegen von einer "religiösen Nötigung von Schülern". Die Verfassung garantiere jedem das Recht, selbst entscheiden zu können, welche religiösen Überzeugungen er habe und praktiziere.

Der Schritt dürfte die Debatte um die Trennung von Kirche und Staat in den USA weiter anfachen.

Die Bürgerrechtsorganisation ACLU kündigte bereits an, gerichtlich gegen das Gesetz vorgehen zu wollen und nannte es "offenkundig verfassungswidrig". Der erste Zusatzartikel der US-Verfassung verbietet die Einführung einer Staatsreligion oder die Bevorzugung einer Religion gegenüber einer anderen.

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Expert:innen warnen seit Jahren vor einem zunehmenden Einfluss des christlichen Nationalismus in den USA, den sich auch Trump zunutze macht.

(Mit Material der dpa/afp)