Scholz zeigt Orban die kalte Schulter

Der ungarische Premierminister Viktor Orban und der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz ©Antonio Calanni/Copyright 2024 The AP. All rights reserved

Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban besuchte am Freitag Berlin, bevor Ungarn für sechs Monate die rotierende EU-Ratspräsidentschaft übernimmt.

Der populistische Regierungschef besuchte Stuttgart und saß am Mittwoch neben Bundeskanzler Olaf Scholz - anlässlich des Fußballspiels Deutschland gegen Ungarn im Rahmen der Euro 24. Politik aber stand nicht auf der Tagesordnung.

Es ist das zweite Mal in Folge, dass Orban Scholz in Berlin besucht hat, ohne eine Pressekonferenz abzuhalten oder mit militärischen Ehren empfangen worden zu sein - eine Formalität, die normalerweise bei Staatsbesuchen üblich ist.

Ratspräsidentschaft als Papiertiger?

Die EU-Ratspräsidentschaft hat zwar wenig Macht, aber sie entscheidet, welche Themen ganz oben auf die wöchentliche Tagesordnung in Brüssel kommen und welche unwichtig sind. Zu den Themen, die für Orbans Regierung von zentraler Bedeutung sein dürften, gehört der Beitritt anderer Mitgliedstaaten zur EU, darunter Serbien, Moldawien und die Ukraine.

Der ungarische Regierungschef hat auch Interesse an der Integration der westlichen Balkanstaaten bekundet, was teilweise auf seine Freundschaft mit Serbien zurückzuführen ist. Sowohl Orban als auch der serbische Regierungschef Aleksandar Vucic gelten als Verbündete des russischen Staatschefs Wladimir Putin.

Orban in Verruf

Orban ist bei der EU wegen seiner Migrationspolitik und seiner ukrainiefeindlichen Haltung in Verruf geraten, aber trotz des frostigen Empfangs hat es Scholz geschafft, zwischen einem Tag voller Treffen und Veranstaltungen Zeit für eine Zusammenkunft mit Orban zu finden.

Der ungarische Regierungschef wird nächste Woche auch nach Italien reisen, um sich mit der italienischen Regierungschefin Giorgia Meloni zu treffen, da Ende des Monats die Entscheidungen über die Spitzenpositionen in der EU fallen werden. Mindestens 15 der 27 EU-Staats- und Regierungschefs müssen die Kandidaten für die nächsten 5 Jahre unterstützen.

© Euronews