EM 2024: Tor-Zoff um Niederlande – Gräfe empört von Schiri-Entscheidung

Xavi Simons wundert sich über seinen aberkannten Treffer.

"Ausgerechnet" ist das Wort, aus dem im Fußball Geschichten entstehen. Und ausgerechnet Xavi Simons traf, in seinem Leipziger Heimstadion, am Donnerstagabend gegen Frankreich zur vermeintlichen Führung der Niederlande. Mit ausgestreckten Armen rannte er zur Eckfahne, rutschte mit den Knien über den Rasen – und verstand schon wenig später die Welt nicht mehr. Schiedsrichter Anthony Taylor entschied nach minutenlanger Beratung auf Abseits, der Treffer zählte nicht.

Was war passiert? Frankreichs Torwart Mike Maignan konnte einen Schuss von Memphis Depay nur mit den Füßen in die Mitte klären, wo Simons bereitstand und den Abpraller aus knapp 14 Metern ins rechte Eck verwandelte. Das Problem: Denzel Dumfries stand beim Schuss von Simons unmittelbar neben Maignan und hinderte ihn daran, den Schuss noch zu parieren. Zu der Auslegung der Situation gab es naturgemäß auseinandergehende Meinungen.

Für den niederländischen Trainer Ronald Koeman war die Sache klar."Ich persönlich denke, dass das Tor hätte zählen müssen", sagte er. "Die Position von Dumfries ist abseits, das ist richtig, aber er stört den Torwart nicht. Daher ist es legal." Sein Gegenüber Didier Deschamps hatte eine gleichermaßen zweifelsfreie Meinung: "Für mich war das sofort klar, ich weiß aber nicht, warum das so lange dauert." Nur meinte er das Gegenteil.

EM 2024: Manuel Gräfe kritisiert Anthony Taylor deutlich

Die Schiedsrichter-Experten in den TV-Übertragungen waren eher auf der Seite von Deschamps und also der Ansicht, dass das Tor rechtmäßig zurückgenommen worden war. "Eine Behinderung muss so gravierend sein, dass sie dem Torhüter die Möglichkeit nimmt, den Ball zu spielen", erklärte Lutz Wagner in der ARD.

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Bei MagentaTV sagte Patrick Ittrich, er denke, "dass es bei der Beeinflussung bleiben wird" – und hatte recht. Ganz anders sah das allerdings der langjährige Bundesliga-Schiedsrichter Manuel Gräfe. Auf X schreibt der 50-Jährige, dass Maignan Dumfries, "der außen (weg vom Ball) steht", erst registriert habe, als der Ball schon im Netz gewesen sei. "Für mich korrektes Tor. Völlig unverständlich, dass sich Taylor das nicht selbst anschaut."

Tatsächlich hatte Anthony Taylor nur über Funk Rücksprache mit dem Video-Schiedsrichter gehalten, sich die Szene nicht aber selbst noch einmal angeschaut. Laut Regelwerk stand Dumfries zwar nicht im Sichtfeld von Maignan, beschränkte aber durchaus dessen Bewegungsradius. Ob der französische Torwart den Ball noch theoretisch hätte erreichen können, ist für die Entscheidung unerheblich.

EM 2024: Manuel Gräfe über Simons-Tor – "regeltechnisch klar"

In einem weiteren Tweet führt Gräfe seine Meinung aus. Es sei "regeltechnisch klar": "Dumfries ist zum Zeitpunkt des Abspiels weder im Sichtfeld, noch ist er im Zweikampf mit dem GK um den Ball und macht auch keine aktive Bewegung oder hindert den GK zum Ball zu gehen. Für mich regulär!" Auf dem Feld sei das schwierig zu sehen, meint Gräfe, "aber mit VAR?"

Hier die Nachricht – hier der Sidekick bzw. das Abseitige

Auf das Unentschieden werden sich beide Mannschaften letztlich trotzdem einigen können. Frankreich und die Niederlande gehen mit je vier Punkten ins letzte Gruppenspiel und haben beste Voraussetzungen, das Achtelfinale zu erreichen.