EM 2024: Kommentator spricht über Toni-Kroos-Fehler – "Das habe ich ihm auch gesagt"

Marcel Reif hat sich ausführlich und differenziert über die deutsche Nationalmannschaft geäußert.

Marcel Reif ist in Deutschland eine Kommentatorenlegende. Über Jahrzehnte hinweg war es seine Stimme, die uns bei den wichtigsten Fußballspielen begleitete. Er arbeitete fürs ZDF, für RTL, für Sky und war in den vergangenen Jahren verstärkt als Experte im Einsatz.

Privat zog es Reif vor einer ganzen Weile in die Schweiz, 1997 verließ er Deutschland. Damals gab er seine deutsche Staatsbürgerschaft auf und erhielt den Schweizer Pass.

"Für mich war schnell klar: Wenn ich Schweizer werde, dann richtig. Hier ist mein Lebensmittelpunkt, von hier will ich nie mehr weg", sagte er damals. Heute lebt er allerdings in München.

Durch seine enge Beziehung zu beiden Ländern war Reif der optimale Gesprächspartner im Rahmen des EM-Spiels zwischen Deutschland und der Schweiz. Er gab der "Aargauer Zeitung" ein Interview, das hier auch auf der Schweizer Ausgabe von watson erschien.

Im Interview äußerte sich der 74-Jährige über die EM in Deutschland, die Qualität von Bundestrainer Julian Nagelsmann und sein Toni-Kroos-Missverständnis.

Die aktuelle Euphorie um die deutsche Nationalmannschaft analysierte Reif nüchtern: "Das liegt auch daran, dass die deutsche Mannschaft in den vergangenen acht Jahren nichts zustande gebracht hat. Die Deutschen lieben ihre Nationalmannschaft und wussten acht Jahre lang nicht wohin mit ihrer Liebe." Er ergänzte: "Jetzt, wo die Dinge auf dem richtigen Weg zu sein scheinen, bricht das alles heraus. Und das ist auch okay."

EM 2024: Großes Lob für Bundestrainer Julian Nagelsmann

Einen großen Anteil daran habe Bundestrainer Julian Nagelsmann, auch wenn er ein paar Monate brauchte, um richtig im Amt anzukommen: "Irgendwann hat er begriffen, dass man es am besten einfach und klar hält. Er legte sich auf einen Plan, einen Kader, eine taktische Vorgabe fest. Und hat so sehr vieles richtig gemacht", sagte Reif.

Julian Nagelsmann beim Training während der EM in Deutschland.

Überraschend sei das für ihn nicht, weil der Coach nicht nur "sehr schnell" lerne, sondern einfach ein hervorragender Trainer sei.

Nur von den Vergleichen mit dem Sommermärchen 2006 wolle er nichts wissen: Die Zeiten seien andere, der Versuch einer Wiederholung sinnlos.

Positiv sprach Reif über Kylian Mbappé und dessen politische Äußerungen vor wenigen Tagen. Der französische Stürmerstar hatte auf einer Pressekonferenz gesagt: "Die Extremisten stehen an der Tür zur Macht, und wir haben die Chance, die Zukunft unseres Landes zu bestimmen. Ich rufe alle zur Wahl auf."

Reif hat dieser Auftritt beeindruckt: "Ich habe alle Ohren gespitzt und gehört, wie ein junger Mann, dessen Auftritt weder von einer PR-Abteilung noch von einem Verband orchestriert wird, sehr kluge Sachen sagt." Und: "Bei Mbappé kam es von innen, und es war das Beste, was ich in letzter Zeit von einem Fußballer gehört habe."

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Toni Kroos und Marcel Reif: ein langes Missverständnis

Reif sprach auch über Toni Kroos und gestand einen Fehler ein. Heute wisse er, dass der Mittelfeldspieler lange Zeit viel zu wenig Anerkennung in Deutschland erfahren hat: "Ich muss es so sehen, weil ich einer der größten Kritiker von Kroos war. Es hat ein paar Jahre gebraucht, bis ich sein Spiel verstanden habe.Ich habe lernen müssen, und das habe ich ihm auch gesagt. Kroos hat bei Real Madrid sein Spektrum enorm erweitert."

Reifs frühere Einschätzung ist übrigens auch im Trailer von "Toni Kroos – The Underrated One" zu hören:

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Ein weiteres dickes Lob bekamen die Schweizer Torhüter von der Kommentatorenlegende ab, vor allem der Schlussmann von Borussia Dortmund: "Gregor Kobel muss sich im Moment hinter gar keinem verstecken, auch nicht hinter Manuel Neuer, und ist in der Schweiz nur die Nummer 2", stellte Reif fest.

Im Tor steht bei den Eidgenossen Yann Sommer, der heute bei Inter Mailand spielt und dort italienischer Meister geworden ist.