"House of the Dragon": Aegon Targaryen wandelt auf den Spuren von Joffrey Baratheon

Aegon Targaryen treibt es in der zweiten Folge der zweiten Staffel von "House of the Dragon" definitiv zu weit.

"House of the Dragon" ist eine zwiespältige Angelegenheit. Einerseits wird die Serie sicherlich zurecht für ambivalente Figuren, Schauwerte und packende Konflikte gelobt, andererseits lässt sich kaum von der Hand weisen, dass eben jene Checkliste abgearbeitet wird, die schon "Game of Thrones" zum Welthit machte.

Auf dieser stehen nicht nur viel Gewalt und nackte Haut, sondern auch Charaktere, die schlicht unangenehm sind. Der neue König Aegon Targaryen weckt in Staffel zwei von "House of the Dragon" böse Erinnerungen an den wohl meistgehassten Antagonisten der gesamten Reihe.

Achtung, es folgen Spoiler zur zweiten Folge der zweiten Staffel von "House of the Dragon"!

Aegon II. mit Schreckensherrschaft in "House of the Dragon"

Bei Aegon kommt vieles zusammen. Schon in Staffel eins war er alles andere als ein Sympathieträger, unter anderem legte er sich mit seinen Geschwistern an. Der Platz auf dem Thron scheint jetzt endgültig das Schlechteste in ihm zutage zu fördern.

Nachdem in Folge eins des aktuellen Kapitels sein Sohn Jaehaerys von zwei Auftragsmördern getötet wurde, verliert Aegon jetzt die Nerven. Er bringt in Erfahrung, dass einer der Täter Rattenfänger ist und einen Komplizen hatte. Da die Identität des anderen aber nicht konkreter festgestellt wird, lässt der König kurzerhand alle Rattenfänger der Stadt öffentlich hängen. Der "Richtige" sei somit definitiv dabei, rechtfertigt er seine brutale Anordnung später.

Der Stratege Otto von Hohenturm fährt dabei Sympathiepunkte ein, denn er bietet Aegon die Stirn. Eigentlich lautet der Plan, Rhaenyra den Mord an Jaehaerys anzulasten, doch mit den öffentlichen Hinrichtungen zieht der König den Hass der Bevölkerung auf sich, sodass Team Grün in seinem Ansehen zurückgeworfen wird.

"Er ist schlimmer als ein Idiot", wütet Hohenturm gegen Aegon, was ihm kurz darauf seine Stellung als Hand des Königs kostet. Immerhin dürfte er damit Millionen Zuschauer:innen aus der Seele sprechen.

Natürlich: Aegons Wut und Verzweiflung sind unter diesen Umständen verständlich, doch fraglos überschreitet er eine Grenze. Dass er sich um Unschuldige nicht schert, ist sowieso offensichtlich, denn als Otto ihm vorhält, wie viele Menschen in einem möglichen Krieg sterben würden, bezeichnet der König dies als "gut" und spricht sich umso mehr für einen Angriff auf Rhaenyra und deren Verbündete aus.

"Game of Thrones"-Tradition wird mit Aegon Targaryen fortgesetzt

Bei allem, was er tut, wird klar: Aegon möchte nicht als schwach wahrgenommen werden, er ist getrieben von einem altbackenen Männer-Ideal. Als König ist er grausam, weil er es kann. Genau wie Joffrey Baratheon, der in "Game of Thrones" den geballten Hass des Publikums auf sich zog (was natürlich für den Schauspieler Jack Gleeson spricht). Sein Tod in Staffel drei wurde frenetisch bejubelt.

Joffrey Baratheon wird von "Game of Thrones"-Fans leidenschaftlich gehasst.

Zwischen Joffrey und Aegon zeichnen sich immer mehr Parallelen ab. Sie sind die denkbar ungeeignetsten Kandidaten für ihre Position und doch schaffen sie es auf den Thron. Ihre jugendliche Arroganz, die oft in einem überheblichen Grinsen Ausdruck findet, löst bei vielen Zuschauer:innen den Reflex aus, sie auf der Stelle ohrfeigen zu wollen.

Hinzukommt, dass beide mit Blick auf die Rangfolge ohnehin eigentlich unrechtmäßig auf dem Thron sitzen. Joffrey ist gerade nicht der Erbe von König Robert Baratheon, sein leiblicher Vater ist vielmehr Jaime Lannister. Derweil beruht Aegons Herrschaft auf einem Missverständnis, da seine Mutter Alicent die Worte ihres Gatten Viserys am Sterbebett falsch interpretiert hat. Viserys (letzter) Wille war es, dass Rhaenyra auf ihn folgt. Eine himmelschreiende Ungerechtigkeit.

Aegon Targaryen: Fies, aber auch langweilig

Charaktere wie Aegon und Joffrey verleihen der "Game of Thrones"-Reihe eine gewisse Würze, nutzen sich aber auch langsam ab. Die Momente, in denen sie verletzlich gezeigt werden, sind rar gesät, die Grenze zur Comichaftigkeit verläuft bei ihnen daher manchmal fließend.

Meldung

Von Figuren wie Alicent und Rhaenyra profitiert "House of the Dragon" daher langfristig deutlich mehr. Die beiden Frauen haben zwar einen starken Willen, diesen setzen sie aber gerade nicht um jeden Preis durch, da sie zugleich zur Empathie fähig sind. Und auch, wenn sie jetzt auf verschiedenen Seiten stehen, ist weiterhin eine Verbundenheit spürbar, die auf ihre Kindheit zurückgeht. Insoweit bleibt beinahe zu hoffe, dass Aegon bald ein ähnliches Schicksal blüht wie seinem "Game of Thrones"-Pendant.