"Vom Märchen in den Alptraum" - Pressestimmen zu Kroatien gegen Italien

By Simon Zimmermann

Es lief bereits die 98. Minute, als Mattia Zaccagni mit seinem 1:1-Ausgleich in letzter Sekunde Italien gegen Kroatien doch noch erlöste und für den Titelverteidiger den Achtelfinal-Einzug perfekt machte. Die Kroaten auf der anderen Seite müssen nun schon auf ein Wunder hoffen, damit die zwei Punkte und minus drei Tore noch reichen, um als einer der vier besten Gruppendritten in die K.o.-Runde einzuziehen. Deutlich wahrscheinlicher ist es, dass die EM für den WM-Dritten von 2022 gelaufen ist.

Besonders bitter ist das für Superstar Luka Modric, der mit seinem 1:0-Treffer zum ältesten Torschützen der EM-Geschichte wurde (38 Jahre, 289 Tage) und lange Zeit wie der Held des Abends aussah. Am Ende musste er ziemlich bedröppelt seinen 'Man of the Match'-Pokal entgegennehmen.

"Man glaubt es bis zur letzten Sekunde", sagte Italiens Nationaltrainer Luciano Spalletti nach der Partie. "Egal, ob du gut oder schlecht spielst - es kann immer einen Moment geben, der alles entscheidet. Im Fußball passieren manchmal Sachen, die unlogisch sind", fügte er hinzu.

Sein Gegenüber Zlatko Dalic haderte vor allem mit der langen Nachspielzeit von acht Minuten. "Ich möchte sagen, dass acht Minuten heute auf keinen Fall berechtigt waren. Es gab keine Spielunterbrechungen und auch nicht so viele Fouls. Mich nervt, dass Kroatien nicht respektiert und anerkannt wird. Wir haben viel zu lange gespielt. Passiert das bei Portugal oder Spanien auch?", fragte Kroatiens Coach rhetorisch.

Modric wurde nach dem Spiel zu seiner fußballerischen Zukunft befragt. Möglich, dass es sein letztes großes Turnier für Kroatien war. Auch möglich aber, dass die Mittelfeld-Ikone auch im Nationalteam weiterspielen möchte. Ans Karriereeende mag Modric ohnehin noch nicht denken. "Ich würde mir wünschen, auf ewig auf dem Platz zu stehen. Aber irgendwann muss ich aufhören. Ich werde aber noch nicht gleich aufhören, sondern noch weiter auf dem Platz stehen", versicherte er.

Die Pressestimmen zu Kroatien gegen Italien

Pressestimmen aus Italien

Tuttosport: "Zuerst die Verbeugung vor Modric, dann sticht das Ass Zaccagni. Italien fliegt ins Achtelfinale. Italien rettet sich in letzter Minute und löst das Ticket für die K.o.-Phase."

Gazzetta dello Sport: "Wir sind im Achtelfinale. Mit einem Zauber von Zaccagni in allerletzter Sekunde und nach einer verrückten Partie, in der wir nur einen Millimeter vom Glücksspiel des dritten Platzes entfernt waren. Zaccagni, ein Wunder fürs Achtelfinale in der 98. Minute. Als die Niederlage sicher scheint, erzielt er ein Meisterwerk eines Tores. Ein sehr unscheinbares Italien muss sich bei Mattia Zaccagni bedanken. Die Kroaten stehen dagegen schon mit eineinhalb Beinen im Flugzeug, das sie nach Hause bringt."

Corriere dello Sport: "Mit dem letzten Atemzug, als nur noch die unerschütterlichsten Optimisten daran geglaubt hatten. In der achten Minute der Nachspielzeit mit der letzten Aktion findet Zaccagni die Magie, die Italien den zweiten Platz und das Achtelfinal-Ticket schenkt. Eine Nationalmannschaft, die großen Charakter und viel Mut gezeigt hat, die aber viel Arbeit vor sich hat, um die vielen Fehler abzustellen, die man heute und gegen Spanien gesehen hat, sowohl in der Abwehr als auch im Spielaufbau."

Corriere della Sera: "Italien kehrt schließlich nach Berlin zurück, 18 Jahre nach dem WM-Triumph von 2006. Die Mannschaft gleicht gegen Kroatien in allerletzter Sekunde aus dank der Tapferkeit von Zaccagni und steht im Achtelfinale. Im Olympiastadion geht es gegen die Schweiz."

La Repubblica: "Azurblaue Zitterpartie. Zaccagni bringt Italien in der 98. Minute ins Achtelfinale."

Pressestimmen aus Kroatien

Jutarnji List: "Vom Märchen in den Alptraum - Schock in der Nachspielzeit."

Vecernji List: "Was für ein Schock für Kroatien! Italiener schießen ein Tor in der 98. Minute, zum Weiterkommen hilft uns nur noch die Theorie."

24sata.hr: "Was für ein Schock! Die Italiener trafen in letzter Sekunde gegen uns, nur eine theoretische Chance hält uns noch im Turnier. Kroatien führte durch das Tor von Luka Modric und hatte das Achtelfinale in der Hand. Aber Zaccagni schoss in der 98. Minute ein Tor gegen uns und brachte die Italiener weiter. Wir brauchen ein Wunder, um das Achtelfinale zu erreichen."

Pressestimmen aus der Schweiz

Blick: "Italien-Ekstase in der 98. Minute – Kroaten vor Out. Da ist doch alles vorbei. Die Kroaten-Party läuft. Die Texte sind geschrieben. Italien? Besiegt! Hoffen und beten. Dass es reicht, sich als einer der besten Dritten zu qualifizieren. Und dann das. In der letzten der acht Minuten Nachspielzeit schießt Zaccagni Italien ins Glück. Alles ist anders. Unser Gegner heißt Italien. Und doch nicht Kroatien."

Tagesanzeiger: "Dann also Italien. So heißt der Schweizer Gegner am frühen Samstagabend, wenn in Berlin um 18 Uhr das Achtelfinale angepfiffen wird. Italien ist der Titelverteidiger, der Europameister von 2021, ein Schwergewicht im Weltfußball – doch fürchten muss sich die Mannschaft von Murat Yakin nicht, das hat auch der dritte Auftritt an diesem Turnier gezeigt. Die Italiener konnten gegen die in die Jahre gekommenen Kroaten um Modric erneut nicht verbergen, dass ihre Stärken nicht in der Offensive liegen."

Pressestimmen aus Österreich

Kurier: "EM-Schock für Kroatien nach Modric-Rekordtor: Italien holt Last-Minute-Punkt."

Kronen-Zeitung: "Kroatien muss zittern. Modric-Drama! Italien rettet Aufstieg in Minute 98."

Pressestimmen aus England

The Sun: "Italien hat die Herzen der Kroaten mit einem dramatischen späten Ausgleich in Leipzig gebrochen und sich einen Platz unter den besten 16 bei der EM gesichert."

Guardian: "Gerade als Luka Modric und Kroatien für einen letzten Tanz bereit schienen, wurde ihnen der Teppich weggezogen."

Pressestimmen aus Frankreich

L'Équipe: "Italien von der Hölle ins Paradies."


Dieser Artikel wurde ursprünglich auf 90min.com/DE als "Vom Märchen in den Alptraum" - Pressestimmen zu Kroatien gegen Italien veröffentlicht.