EM 2024: Sängerin Leony spricht über mulmiges Gefühl vor Auftritt beim EM-Finale

Leony hat mit OneRepublic und Meduza den offiziellen EM-Song veröffentlicht.

Sängerin Leony ist bei jedem EM-Spiel am Start: dabei muss sie nicht einmal ein Ticket besitzen. Denn ihr EM-Song "Fire", den sie vor dem Turnier mit OneRepublic und Meduza veröffentlichte, wird in jedem Stadion gespielt.

Dafür gab es aus Deutschland schon ein halbes Jahr vor Turnierstart heftigen Gegenwind für die Sängerin und ihren Song.

"Ich hätte mich immer geärgert, wenn ich abgesagt hätte, weil es einfach die Heim-EM ist und ich als Deutsche dabei sein darf."

Im Interview mit watson spricht sie über diese Zeit, welche Erwartungen sie an ihren Auftritt beim EM-Finale im Berliner Olympiastadion hat und ob sie während der Deutschland-Spiele eine von 80 Millionen Bundestrainer:innen ist.

Watson: Leony, kannst du deinen offiziellen EM-Song "Fire" noch hören?

Leony: (lacht) Ich habe ihn natürlich schon sehr, sehr oft gehört und spiele ihn inzwischen auch live, aber ich kann ihn noch hören. Und ihn dann jetzt während des Turniers und der Spiele im Stadion immer zu hören, ist ein cooles Gefühl.

Was macht für dich einen guten Turnier-Song aus?

Mir wurde angekreidet, dass Worte wie "Fußball" oder "der Ball muss ins Tor" nicht vorkommen. Ich finde es gar nicht so wichtig, sondern wir wollten das Wir-Gefühl von einem so großen Event erschaffen. Der Titel ist einfach eine Metapher dafür, dass man für das Turnier und die eigene Mannschaft brennt und die Leute zusammen feiern können.

Video: YouTube/MeduzaVEVO

Gerade in den aktuellen Zeiten, wo sich die Gesellschaft immer mehr spaltet.

Absolut. In Deutschland gibt es zu jedem Thema aktuell zwei Lager. Ich hoffe, dass es durch die EM nur ein Lager gibt: und zwar das, dass Deutschland gewinnt.

Du wirst vor dem Endspiel am 14. Juli mit OneRepublic und Meduza den Song im Olympiastadion performen. Bereitet dir das schlaflose Nächte?

Schlaflose Nächte habe ich nie, weil ich immer wie ein Baby schlafe. Mich kann nichts aus der Ruhe bringen (lacht).

Obwohl 75.000 Zuschauer:innen im Stadion sein werden, plus hunderte Millionen Fans vor dem Fernseher zuschauen?

Das macht einen natürlich schon ein bisschen nervös. Aber das ist bisher der größte Moment meiner Karriere und ich versuche, es einfach zu genießen. Die Zusammenarbeit mit OneRepublic und Meduza war unfassbar toll und deswegen konzentriere ich mich einfach darauf, dass es schön wird. Auch wenn es in Deutschland für den Song nicht nur positive Kritik gab.

Und gerade Fußballfans sind nicht die Befürworter:innen von großen Shows vor den Endspielen.

Ich hoffe natürlich, dass Deutschland ins Finale kommt, aber das könnte es von Fan-Seite natürlich nochmal etwas schwieriger machen. Aber der Hate von den Leuten kam ja schon, da war der Song noch nicht einmal draußen.

Die Hass-Nachrichten gegen dich und den Song hast du schon zu Beginn des Jahres öffentlich gemacht.

Die Kritiker sind immer lauter als die, die es gut finden. Und man nimmt auf Tiktok oder Instagram gar nicht wahr, dass es 80.000 Likes gab, weil am Ende vielleicht auch 200 Kommentare negativ sind. Das verliert man schnell aus den Augen, deswegen stellt man es sich wahrscheinlich auch immer ein bisschen schlimmer vor, als es letzten Endes ist.

Glaubst du, der Hass gegen den Song und dich wird jetzt mit Turnierstart wieder stärker?

Ich glaube, die vergangenen Monate und Wochen haben mich gut darauf vorbereitet. Ich weiß nicht, was ich jetzt Negativeres lesen soll, was mich aus der Bahn wirft. Wenn jemand sagt, dass der Song nicht zur EM passt oder nicht gefällt, ist das für mich völlig Ordnung. Andere bringt er wiederum in Stimmung. Nicht jeder Mensch fühlt das Gleiche bei einem Song.

Für Leony war klar, dass sie bei der Anfrage für den EM-Song direkt zusagt.

Du hast gesagt, dass die Produktion "wie im Fiebertraum" für dich lief und du kaum richtige Erinnerung hast. Wann glaubst du, kannst du das realisieren?

Ich kann grundsätzlich sehr wenig realisieren, was gerade los ist, weil es einfach so verrückte Dinge sind. Ich bin nicht mit dem Vorsatz ins Jahr gestartet: Dieses Jahr mache ich den EM-Song. Das ist eher spontan gekommen.

Musstest du lange abwägen, ob du für den Song zusagst?

Das war eine Chance, die nur einmal kommt und ich habe direkt zugesagt. Mir war vorher bewusst, dass die Meinungen gespalten sein können. Das ist auch bei einer Single so. Aber ein EM-Song bei so einem Turnier erreicht nochmal ein ganz anderes, viel größeres und auch internationales Publikum. Das hat mich aber nicht davon abgehalten. Ich hätte mich immer geärgert, wenn ich abgesagt hätte, weil es einfach die Heim-EM ist und ich als Deutsche dabei sein darf.

"Ich bin quasi an der Seitenlinie der Fußballplätze aufgewachsen", hast du einmal gesagt. Also spielen Fußball-Songs schon immer eine Rolle in deinem Leben?

Das kann man schon so sehen. Ich finde einfach, dass die EM- und WM-Songs einen immer in eine schöne Zeit zurückversetzen.

Welche Songs sind dir besonders in Erinnerung geblieben?

"Waka, Waka" von Shakira für die WM 2010 auf jeden Fall und "Zeit, dass sich was dreht" von Herbert Grönemeyer. Aber natürlich auch die inoffiziellen Songs wie "Ein hoch auf uns" und "Atemlos". Diese sind natürlich besser in Erinnerung geblieben, weil wir 2014 Weltmeister wurden.

Video: YouTube/GroenemeyerVEVO

Du hast den offiziellen EM-Song, aber es gibt gefühlt so viele wie noch nie.

Egal, ob das offizielle, inoffizielle, ARD-, ZDF- oder andere Songs sind, die was mit der EM zu tun haben: Die Leute können sich am Ende einfach aussuchen, welcher ihnen am besten gefällt. Ich bin gespannt, welches Lied am Ende bei den Deutschen im Kopf bleibt.

Vielen Deutschen ist die WM 2006 als "Sommermärchen" im Kopf geblieben. Du warst damals neun Jahre alt. Wie erinnerst du dich an die Zeit?

Ich weiß noch, dass ich 2006 das erste Mal beim Public Viewing bei uns im Kino war, dass ich ein Trikot bekommen habe und dass ich mir das Gesicht mit Deutschland-Flaggen bemalt habe. Ich fand das immer schön, wenn die ganze Stadt zusammengekommen ist.

Wie verfolgst du die Spiele in diesem Jahr?

Ich bin eher der Public-Viewing-Typ, aber dieses Jahr kollidieren einige Spiele mit Shows von mir. Da werden wir definitiv Backstage ein kleines Public Viewing veranstalten.

Bist du dann eher die stille Zuschauerin oder laut?

Ich bin schon emotional (lacht). Aber ich bin nicht so, dass ich auf einmal zur Trainerin werde und alles besser weiß.