Serbiens Waffen landen über EU-Länder in der Ukraine

Kreml prüft den Fall

Warum die Waffen von Putins Vertrautem in die Ukraine gelangen

Bislang gute Beziehungen: Aleksander Vučić und Wladimir Putin. (Quelle: Mikhail Metzel via www.imago-images.de)

Bislang gute Beziehungen: Aleksander Vučić und Wladimir Putin. (Quelle: Mikhail Metzel via www.imago-images.de)

Eigentlich liefert Serbien keine Waffen in die Ukraine, denn der serbische Staatschef ist ein Vertrauter Putins. Nun ist bekannt: Sie gelangen dennoch dorthin. Und das aus einem einfachen Grund.

Serbien ist seit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine tief gespalten. Nicht nur die Bevölkerung, sondern auch Präsident Aleksandar Vučić. Einerseits ist Russland ein enger Vertrauter – andererseits möchte sich Serbien den EU-Staaten weiter zuwenden. Das zeigt sich jetzt ganz deutlich: Serbien verkaufte seit Kriegsbeginn Waffen an EU-Länder; wohl in dem Wissen, dass diese in die Ukraine geliefert werden.

Für Vučić geht es wohl vor allem um eines: Geld. In einem Interview bestätigte er jüngst, dass Serbien aus dem Waffenhandel rund 800 Millionen Euro erhalten hat. Die serbische Wirtschaft läuft nicht gerade gut. Der Export von dringend benötigten Waffen bietet also die perfekte Möglichkeit, die Staatskasse zu füllen.

Serbien hält sich Kanäle zur EU und zu Russland offen

"Dies ist ein Teil unserer wirtschaftlichen Wiederbelebung und wichtig für uns. Ja, wir exportieren unsere Munition", sagte er. "Wir können nicht in die Ukraine oder nach Russland exportieren, aber wir haben viele Verträge mit Amerikanern, Spaniern, Tschechen und anderen geschlossen. Was sie am Ende damit machen, ist ihre Sache."

Wo die Waffen landeten, sei nicht seine Aufgabe. Diese sei stattdessen, für sein Land und seine Bürgerinnen und Bürger zu sorgen. "Wir haben Freunde in Kiew und in Moskau. Das sind unsere slawischen Brüder", so Vučić weiter.

Serbien unterhält unter Präsident Vučić weiter freundschaftliche Beziehungen zu Russland. (Quelle: Darko Vojinovic/AP/dpa./dpa)

Serbien unterhält unter Präsident Vučić weiter freundschaftliche Beziehungen zu Russland. (Quelle: Darko Vojinovic/AP/dpa./dpa)

Der Kreml scheint von dieser Nachricht wenig erfreut. Wie das russische Medium "Kommersant" berichtete, sagte der erste stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für internationale Angelegenheiten des Föderationsrates, Wladimir Dschabarow: "Wenn die Serben wussten, dass sogar über Drittländer Waffen in die Ukraine geliefert wurden, kann dies nicht als freundschaftlicher Schritt angesehen werden." Russland werde die Informationen überprüfen. Auch Putins Sprecher Dmitri Peskow bestätigte, dass Moskau mit Belgrad über etwaige Exporte sprechen werde.

Serbien ist weder Mitglied der EU noch der Nato – ist aber EU-Beitrittskandidat. Wie stark ausgeprägt die teilweise Ablehnung der Nato ist, zeigte sich bereits bei Protesten kurz nach Ausbruch des Krieges. Während andere europäische Länder in Solidarität mit der Ukraine auf die Straße gingen, schwenkten Serben russische Fahnen und riefen Nato-feindliche Parolen. Grund dafür ist, dass Serbien 1999 im Krieg von der Nato bombardiert wurde. Der Einsatz war völkerrechtlich umstritten. Vučić stimmte 2022 dennoch für den Text der UN-Resolution gegen den russischen Einmarsch – Sanktionen enthielt die Resolution derweil aber nicht.

Regierung ist bereit, "Kompromisse" einzugehen

Serbien verlässt sich zudem auf die Unterstützung Russlands, den Kosovo nicht international anzuerkennen. Der Kosovo erklärte sich 2008 von Serbien unabhängig und wird seither von 115 Staaten offiziell anerkannt. Doch auch in dieser Frage nähert sich Serbien wohl anderen europäischen Staaten an. In einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP sagte Premierminister Miloš Vučević, Serbien sei bereit, "Kompromisse" einzugehen.

Die aktuellen Spannungen zwischen den Staaten rühren unter anderem daher, dass der Kosovo kürzlich offiziell den Euro als Währung einführte und sich damit vom serbischen Dinar abwendete.

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