Ukraine-Krieg: Flugabwehr-Krise – Versorgung mit Energie besonders gefährdet

Ukraine-Krieg

Flugabwehr-Krise: Energieversorgung besonders gefährdet

Schultergestützte Luftabwehr (Symbolbild): Insbesondere die sogenannten Gleitbomben stellen die Ukraine vor Herausforderungen. (Quelle: ZUMA Wire/U.S. Marine Corps/imago-images-bilder)

Schultergestützte Luftabwehr (Symbolbild): Insbesondere die sogenannten Gleitbomben stellen die Ukraine vor Herausforderungen. (Quelle: ZUMA Wire/U.S. Marine Corps/imago-images-bilder)

Die russischen Luftangriffe sind weiterhin das große Problem für die Ukraine. Es fehle an Abwehrmöglichkeiten. Die Folgen: ein massiver Einbruch in der Energieversorgung und zivile Todesopfer.

Die Ukraine ringt um die Lufthoheit im Land. Aufgrund fehlender Möglichkeiten zur Luftabwehr gelingt es Russland immer noch, anzugreifen – die Attacken führen immer wieder zu zivilen Opfern und einer massiven Einschränkung der Energieinfrastruktur. Zuerst berichtete die "Kyiv Post".

Laut Dmytro Sacharuk, dem Geschäftsführer des ukrainischen Energieunternehmens DTEK, mangelt es weiterhin an Flugabwehrraketen. "Es scheint, dass für jede Rakete, die wir im Moment haben, fünf, sechs russische Raketen angreifen", sagte er der "Kyiv Post". Dabei bräuchte man, wenn zehn Raketen angreifen, mindestens zwölf zur Flugverteidigung, erklärt er weiter. Das Defizit sei also enorm.

Insbesondere die Energieversorgung leidet unter den mangelnden Abwehrmöglichkeiten. Zurzeit gebe es keine Möglichkeit, die Energieinfrastruktur, die fortlaufend notgedrungen repariert wird, zu schützen, sagte Sacharuk. Seit März dieses Jahres habe die Ukraine bereits die Hälfte ihrer verbliebenen Stromerzeugungskapazität verloren, erklärte Wolodymyr Kudrytskyi der "Kyiv Post". Kudrytskyi ist CEO von Ukrenergo, dem staatlichen Übertragungsnetzbetreiber der Ukraine.

Problem ist nicht neu

Dabei ist die Problematik nicht neu. Eine Analyse der ukrainischen Luftwaffe durch das "Wall Street Journal" hatte im Mai ergeben, dass in den sechs vorausgegangenen Monaten nur rund 46 Prozent der russischen Raketen abgefangen werden konnten. Zuvor wies bereits ein ukrainischer Soldat in einem Bericht der Luftstreitkräfte Ende April auf die "Hilflosigkeit wegen des Mangels an Flugabwehrraketen" hin, so der Nachrichtensender ntv.

Obwohl die Unterstützung durch die USA zuletzt wieder zugenommen hat, reicht diese ukrainischen Angaben zufolge jedoch nicht, um auf dem Schlachtfeld einen großen Effekt zu erzielen.

Besonders gefährlich: Gleitbomben

Insbesondere die sogenannten Gleitbomben – eine Abwurfbombe, die aufgrund eines Antriebs nicht vertikal fällt, sondern eine weitere Strecke zurücklegen kann – stellen das angegriffene Land vor Herausforderungen. Dabei gelingt es der Ukraine nur selten oder gar nicht, die Gleitbomben abzufangen. Außerdem sind sie schwer zu orten, wie Militärexperte Oberst Reisner im Interview mit ntv erklärte.

Ein F-16-Kampfflugzeug (Archivbild): Mit diesen Maschinen soll die Abwehr deutlich effektiver sein. (Quelle: IMAGO/Björn Trotzki/imago-images-bilder)

Ein F-16-Kampfflugzeug (Archivbild): Mit diesen Maschinen soll die Abwehr deutlich effektiver sein. (Quelle: IMAGO/Björn Trotzki/imago-images-bilder)

Zur Abwehr brauche es Kampfjets vom Typ F-16 – eines der leistungsfähigsten Modelle weltweit. So können die Flugzeuge, die die Gleitbomben abwerfen, besser eliminiert werden. In diesem Sommer werden bereits einige dieser Modelle erwartet – doch wann die Jets und Piloten tatsächlich in der Frontnähe etwas bewirken können, bleibt offen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte in den vergangenen Monaten immer wieder betont, dass die Ukraine mindestens sieben weitere solcher F-16-Flugzeuge benötige.

Deutschland sicherte dem Land schnell eine Flugzeugeinheit der F-16-Klasse zu und stellte ntv zufolge auch ein ähnlich effektives IRIS-T-System – ein bodengestütztes Flugabwehrraketensystem – bereit. Viele andere Verbündete der Ukraine zögerten jedoch zunächst, sicherten dann aber auch weitere Abwehrsysteme sowie Flugabwehrraketen zu. Damit sollen die weiterhin zu erwartenden Angriffe auf die zivile Infrastruktur effektiver abgewehrt werden können.

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