Supermarkt: Aldi Süd verkauft Hanf – aber ohne Rausch

Aldi Süd erweitert das Sortiment um Hanf.

Die Hanfpflanze ist zweifellos das populärste Symbol der Kiffer-Kultur. Die handförmige Pflanze trägt satt grüne sogenannte Fiederblättchen: lanzettlich, zugespitzt und mit gesägtem Rand prägen sie zahlreiche Orte der Popkultur.

Die Blätter der Hanfpflanze springen sofort ins Auge. Jetzt auch bei einem Einkauf in rund 1000 Filialen von Aldi Süd.

Treue Kund:innen von Aldi Süd sind vermutlich erstmal irritiert, wenn sie sehen, dass der Discounter offenbar Hanfpflanzen zum Verkauf anbietet. Nur 2,99 Euro soll die Pflanze laut einem aktuellen Angebot kosten.

Aldi Süd verkauft Scheinhanf – ganz ohne THC

Doch die berauschende Wirkung, die man sich von dem Schnäppchen verspricht, bleibt aus. Denn: Wie die "Lebensmittel-Zeitung" berichtet, verkauft Aldi Süd keine echte Hanfpflanze, sondern Scheinhanf. Die im Lateinischen genannte Datisca, sieht der Hanfpflanze zum Verwechseln ähnlich.

Zum Verwechseln ähnlich – die Blätter der Scheinhanf-Pflanze.

Eine Verwandtschaft besteht jedoch nicht. Das ist auch der Grund, warum Scheinhanf keine berauschenden Stoffe wie Tetrahydrocannabinol, kurzum THC, enthält.

Die Blätter der Pflanze sind zwar schön, machen aber nicht high. Daher eignet sich Scheinhanf nur als dekorative Zierpflanze, erzählt Klaus Madzia, Vorstand der Cannovum Cannabis AG, gegenüber dem "Business Insider".

Cannabis-Freigabe: Social Clubs öffnen ab Juli

Madzias lizenziertes Cannabis-Unternehmen hat mit Aldi Süd eine Kooperation gestartet und will mit seiner Aktion auch die Diskussion um die Entkriminalisierung von Cannabis als Genussmittel in Deutschland vorantreiben – wenige Tage vor der Eröffnung zahlreicher "Anbauvereinigungen".

Zum 1. Juli erlaubt die Ampel-Koalition den nicht-kommerziellen Anbau von Gras in sogenannten "Cannabis Social Clubs". Dort dürfen Mitglieder Gras anbauen und weitergeben, ohne damit Gewinn zu machen.

Bis zu 500 Menschen dürfen in einen solchen Verein eintreten. Anbauen darf dann jede:r. Geraucht werden darf vor Ort jedoch nicht.

Außerdem darf der Verein die Droge nur in begrenzten Mengen an volljährige Mitglieder abgeben: Am Tag höchstens 25 Gramm je Mitglied und im Monat höchstens 50 Gramm. Unter 21-Jährige bekommen maximal 30 Gramm pro Monat.

Cannabis-Clubs boomen: "Mitgliederzahlen explodieren"

Kiffen an sich ist durch die Freigabe seit einigen Monaten entkriminalisiert: Seit dem 1. April können volljährige Personen Gras für den privaten Konsum besitzen, konsumieren und sogar selbst anbauen. Gesundheitsminister Lauterbach hatte dazu sein Eckpunktepapier zur Legalisierung von Cannabis vorgelegt.

Cannabisgesetz: Bundesrat winkt Entkriminalisierung durch – wie es weitergeht

Bisher mussten Privatpersonen die Hanfpflanze in ihren eigenen vier Wänden anbauen. Jetzt, knapp drei Monate später, können sie auch in Cannabis-Clubs ihre Samen sähen.

Bundesweit erwarten Betreiber:innen der Cannabis-Clubs einen regelrechten Ansturm. Zumindest deuten die ansteigenden Mitgliedszahlen daraufhin, so Julen Merino, Vereinsvorsitzender des Cannabis Social Clubs Stuttgart.

"Bei uns sind die Mitgliederzahlen explodiert. Am ersten Tag nach der Veröffentlichung des Eckpunktpapiers hatten wir 70 Anfragen von neuen Mitgliedern", erzählt er dem SWR.