EM 2024: Spielerfreundin lästert vor DFB-Spiel mies über Dortmund – hier kommt eine Antwort

Das Smartphone fest in der Hand: Lea Prinz ist Spielerfreundin und Influencerin und findet Dortmund ein bisschen doof.

Es ist nichts Neues, dass Spielerfreundinnen und -frauen ab und an auf Social Media ins Fettnäpfchen treten. Oder schlechte Laune haben, wenn der Lebensabschnittsgefährte vom Trainer auf die Bank gesetzt wird.

Nun ist nicht überliefert, was genau das Problem von Lea Prinz am Samstagnachmittag war. Fakt ist: Sie ist von Beruf Influencerin und seit nicht einmal einem Jahr mit Maximilian Mittelstädt zusammen. Vielleicht war sie mies drauf, weil Bundestrainer Julian Nagelsmann vor dem Achtelfinale gegen Dänemark entschieden hatte, ihren Freund auf die Bank zu setzen.

Vielleicht ist sie auch einfach nur noch nicht tief genug im Fußball drin, um zu verstehen, was es bedeutet, über eine der Fußballhauptstädte Deutschlands zu lästern. Oder überhaupt über eine Gastgeberstadt bei einem Turnier im eigenen Land.

Und doch tat sie es. Nur wenige Stunden vor dem ersten K.o.-Spiel des Gastgebers: "In Dortmund angekommen und erst mal ein Kulturschock bekommen. Warum wusste ich nicht, dass es hier so schlimm ist?", schrieb sie auf Instagram.

Die Insta-Story von Lea Prinz, bevor sie sie löschte.

Wie meistens in solchen Fällen war das natürlich gar nicht so gemeint. Weil ein "paar Leute" die Story falsch verstanden hätten, schrieb sie ein paar Stunden später, dass es nicht böse "irgendeiner Stadt gegenüber" gemeint gewesen sei. Sie sei nur etwas "überfordert gewesen", weil es "chaotisch" am Bahnhof gewesen wäre.

Was man eben so erlebt, wenn man von einem Kulturschock spricht. Zur Sicherheit löschte Lea Prinz die Story. Auch wenn sie das nicht erwähnte.

Nun wollen wir bei watson natürlich nicht nachtragend sein. Wir wissen, dass gerade zu einer EM sich Menschen plötzlich zu Fußball äußern, die sonst eher über andere Dinge sprechen.

Dortmund zeigt sich beim DFB-Sieg von seiner besten Seite

Gleichzeitig war watson gestern in Dortmund vor Ort. Und angetan, wie diese Stadt sich von ihrer besten Seite zeigte. Wir wollten daher Leas Instagram-Story nicht unbeantwortet lassen, sondern uns vor dieser Fußballstadt verneigen.

Denn es war etwas Besonderes, was sich im Ruhrpott am Samstag abspielte. Nicht wegen des großen Fußballspiels, ein volles Stadion hat Borussia Dortmund mindestens alle zwei Wochen. Sondern wegen der Stimmung in der ganzen Stadt. Wer sich vom Hauptbahnhof zum Westfalenstadion zu Fuß auf den Weg machte, erlebte drei Kilometer voller Offenheit, guter Laune und Fußballbegeisterung.

Und das ohne Stress. Sondern mit einem Zusammengehörigkeitsgefühl. Die Hohe Straße, der Zubringer in Richtung Stadion, war ein einziges EM-Spektakel. Überall packten Gastronom:innen Tische und Bierfässer nach draußen, versorgten die weit über 100.000 Tourist:innen in der Stadt (und all die Dortmunder:innen, die auch auf den Beinen waren).

Zwei alte Frauen standen vor einem Trödelladen und verkauften Wasser, aus dem Barbershop winkte der bärtige Chef in einem schneeweißen Musiala-Trikot und ein vietnamesisches Restaurant hatte die Speisekarte auf den Kopf gestellt und verkaufte nicht nur Pad Thai, sondern auch Bratwurst to go.

Pad Thai und Bratwurst? Geht!

Von dieser Laune ließen sich nicht nur die Fans anstecken, die in einem beeindruckenden Fanwalk in Richtung Stadion marschierten.

Auf Tiktok gehen seit Samstag Szenen viral, auf denen zu sehen ist, dass Polizist:innen aktiv bei einer Humba mitmachen. Da reibt sich der gewöhnliche Bundesliga-Fan verwirrt die Augen:

Nicht nur jene Menschen im Stadion sorgten dafür, dass der Tag ein besonderer war: Das Fanfest auf dem Friedensplatz war schon drei Stunden vor Anpfiff dicht, das Public Viewing am Stadion platzte ebenfalls aus allen Nähten.

All diese Begeisterten hatten im Lauf des Abends Pech. Die Fanfeste mussten wegen des Unwetters geräumt werden. Und doch:kein Stress, keine Kloppereien, kein Chaos. Die Menschen trugen es mit Fassung.

Dortmund: Die Südtribüne wird zur weißen Wand

Und dann war da noch das Stadion. Es ist nicht zu beweisen, ob nun das Publikum das Team anzündete oder das Team das Publikum, doch klar ist: Viele, die bei den ersten Deutschland-Spielen in München, Stuttgart und Frankfurt waren, waren sich nach Abpfiff einig: So laut war's bei keiner der bisherigen Partien zu Beginn, weder bei der Hymne noch in den ersten Minuten.

Man verstand im Westfalenstadion im wörtlichen Sinne nicht einmal auf der Haupttribüne sein eigenes Wort – und zwar nicht nur beim vermeintlichen 1:0 durch Nico Schlotterbeck in der vierten Minute, das zurecht aberkannt wurde, sondern bei jedem intelligenten Pass, bei erfolgreichen Abwehraktionen oder vor Joshua Kimmichs wuchtigem Distanzschuss. Die gelbe Wand, die Heimat der Fans von Borussia Dortmund, wurde an diesem Abend zur weißen Wand.

Es folgte die Gewitterunterbrechung und es war 21.41 Uhr, als die Stimmung zum Trotz erneut hochkochte. Während der Regen auf Dortmund niederprasselte, stimmte plötzlich das ganze Stadion "Oh, wie ist das schön" an. Und die tapferen Dän:innen spielten mit.

Den Rest erledigte in Halbzeit zwei der Videoschiedsrichter. Der Urschrei nach dem aberkannten Tor der Gäste war gewaltig. Der Jubel beim Gang des Schiedsrichters zum Bildschirm vor dem Elfmeter nicht leiser. Das Gejohle beim Fingerzeig auf den Punkt toppte das nochmal.

Und dann traf Kai Havertz.

Singing in the rain.

Anderthalb Stunden später standen zwei junge Medizinerinnen an einer Ampel an der Hohen Straße und schauten sich den Autokorso an. Sie sind beide im Praktischen Jahr, ihre Schicht endete eine halbe Stunde vor Mitternacht. Die eine zieht an einer Vape, die andere hat ein Radler in der Hand. Sie haben ihre Kittel noch an, wollen gleich noch in einer Kneipe ein Bier trinken. Auf die Frage, ob heute viel los gewesen sei in ihrem Krankenhaus, schütteln beide mit dem Kopf. "Wenn's jeden Tag so wäre wie heute, hätten wir oft mehr Spaß", sagt die eine, die sich als Vanessa vorgestellt hatte.

15 Minuten später bin ich am Hauptbahnhof und warte auf einen ICE, der nicht kommen wird. Das jedoch ist eine Geschichte, für die Dortmund nichts kann, sondern die Deutsche Bahn. Mit mir wartet ein dänisches Pärchen, Maja und Felix. Sie sind 20 und 24.

Felix ist noch geknickt, er ärgert sich über das Pech mit dem Videoschiedsrichter. Maja hat schon wieder gute Laune. Nur ein Foto von sich will sie nicht im Internet sehen: "Schau doch mal mein Gesicht an mit dem verlaufenen Make-up wegen des Regens. Ich sehe aus, als würde ich zu einer Halloweenparty gehen."

Schon gehört? Hier kannst du den watson-Podcast "Toni Kroos – The Underrated One" auf Spotify abonnieren. Und hier hörst du Folge 1:

Die beiden müssen nach Düsseldorf ins Hotel, am Sonntag werden sie sich noch Spanien gegen Georgien in Köln anschauen. Dann geht's zurück in einen Vorort von Kopenhagen.

Weil der Zug einfach nicht kommen will, haben wir Zeit. Felix hat, woher auch immer, noch ein Bier übrig und bietet es mir an.

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Ich frage sie, wie sie den Tag in Dortmund erlebt haben und jage eine Meldung über die Aussagen von Lea Prinz durch den Google-Translator. Maja schaut mich an und lacht."Ich weiß nicht, ob Dortmund eine schöne Stadt ist, aber die Stadt und die Menschen waren wundervoll. Es war alles perfekt. Bis auf den Schiedsrichter."

Felix geht einen Schritt weiter, weil er den Turnierbaum im Kopf hat. "Wenn ihr ins Halbfinale kommt, spielt ihr ja eh in München", sagt er. "Vielleicht finde ich dann noch ein Ticket fürs andere Halbfinale in Dortmund. Am besten England gegen die Niederlande. Dann buche ich mir nochmal ein Zugticket."