Ist Trump dement? Demokratin äußert schwerwiegenden Verdacht

Trumps Gesundheit

Demokratin äußert schwerwiegenden Verdacht

Die demokratische Spitzenpolitikerin Nancy Pelosi spricht in Washington vor Reportern. (Quelle: IMAGO/Tom Williams)

Die demokratische Spitzenpolitikerin Nancy Pelosi spricht in Washington vor Reportern. (Quelle: IMAGO/Tom Williams)

Donald Trump soll womöglich unter einer geistigen Erkrankung leiden. Das stellt nun eine demokratische Spitzenpolitikerin in den Raum. Aber wie kommt sie darauf?

Die Frage, die CNN-Moderatorin Dana Bash der demokratischen Abgeordneten Nancy Pelosi gestellt hatte, war eindeutig. Ob sie glaube, dass der amtierende Präsident überhaupt noch fit genug für den mächtigsten Posten der Welt sei. Pelosi sammelte sich kurz, sprach dann darüber, wie sehr die Wähler in ihrer Heimat Kalifornien Joe Biden und seine Vizepräsidentin Kamala Harris doch unterstützen würden. Eine regelrechte Graswurzel-Bewegung der Demokratie sei das, schwärmte sie. Die eigentliche Frage beantwortete sie nicht.

Stattdessen versuchte es die ehemalige Sprecherin des Repräsentantenhauses mit einem rhetorischen Kniff. Pelosi lenkte das Gespräch mit der CNN-Moderatorin auf Bidens Kontrahenten Donald Trump. "Wenn wir hier schon über geistige Fitness sprechen, dann wollen wir doch auch fair sein", sagte die Spitzenpolitikerin. Und dann holte sie den Vorschlaghammer raus. "Es gibt ja durchaus Gesundheitsexperten, die sagen, dass Trump unter einer Demenz leidet. Er lügt nicht nur, seine Gedanken wirken völlig zusammenhanglos, er hat kein existierendes Verständnis von der Wahrheit."

Pelosi während ihrer Zeit als Sprecherin des US-Repräsentantenhauses (Archivbild). (Quelle: Chip Somodevilla/Getty)

Pelosi während ihrer Zeit als Sprecherin des US-Repräsentantenhauses (Archivbild). (Quelle: Chip Somodevilla/Getty)

Worauf sie sich mit dieser Aussage konkret stützte, welche Experten diese Diagnose gestellt haben, erwähnte Pelosi nicht. Trump, so viel ist bekannt, unterzog sich im Jahr 2020 einem Kognitionstest. Die Ärzte bescheinigten ihm damals ausgezeichnete Hirnleistungen. Keine Anzeichen von Demenz. Aber das ist vier Jahre her.

Pelosi: "Müssen wir nicht schönreden"

Joe Bidens Sprecherin hingegen musste den Präsidenten erst vor wenigen Monaten dafür verteidigen, dass er sich einem ähnlichen Text bislang nicht unterzog. Zwar bestand der 81-Jährige die medizinischen Untersuchungen mit gewissen Abstrichen – seine zunehmende Vergesslichkeit und das Verwechseln von Daten und Namen, seien lediglich typische Symptome des Alterungsprozesses, hieß es – einen Kognitionstest absolvierte er jedoch nicht.

Pelosi räumte denn auch ein, dass sie die Zweifel, die Moderatorin Bash stellvertretend für viele Wähler in den USA aufgeworfen hatte, nachvollziehen könne. "Er hatte einen schlechten Abend", sagte sie mit Blick auf den völlig verkorksten Debatten-Auftritt Bidens am vergangenen Donnerstag. "Das müssen wir jetzt nicht schönreden", so Pelosi.

In einem weiteren Interview, das Pelosi dem Sender NBC gab, räumte die kalifornische Abgeordnete später ein, dass sich die Frage nach Bidens Gesundheit durchaus stelle. "Ich denke, es ist eine berechtigte Frage, ob das [Bidens Auftritt] nur eine Episode war, oder ob es sich um eine Erkrankung handelt. Wenn sich die Leute diese Frage stellen, dann sollten sie die aber beiden Kandidaten stellen."

US-Senator Sheldon Whitehouse hat Fragen angesichts des schwachen Auftritts von Joe Biden. (Quelle: Jemal Countess/Getty)

US-Senator Sheldon Whitehouse hat Fragen angesichts des schwachen Auftritts von Joe Biden. (Quelle: Jemal Countess/Getty)

Senator: "Wollen wissen, ob er jeden Tag so ist"

Tatsächlich ist für die amerikanischen Wähler das Thema mentale Fitness und körperliche Gesundheit eines der wichtigsten, schließlich haben die beiden Kandidaten das Verrentungsalter weit überschritten. Trump ist 78, Biden drei Jahre älter. Und seit der TV-Debatte schaut das Wahlvolk noch genauer hin. Da hatte es zeitweilig so gewirkt, als ob der Altersunterschied zwischen dem Republikaner und dem Demokraten eher Jahrzehnte als nur ein paar Jahre betrage.

Inzwischen mehren sich auch die Stimmen in den Tiefen der demokratischen Partei, die ihre Besorgnis über die Gesundheit Bidens ausdrücken. So sagte der demokratische Senator Sheldon Whitehouse, man müsse sicherstellen, dass die Demokraten den Wahlkampf gewinnen, daher sei es nur folgerichtig, dass das Biden-Team alle Fragen bezüglich der Verfassung des Präsidenten transparent beantworten müsse. "Wir wollen wissen, ob es sich nur um eine Anomalie handelte, oder ob er wirklich jeden Tag so ist", so der Politiker aus dem US-Bundesstaat Rhode Island.

Die britische Alzheimer-Gesellschaft sah sich anlässlich der Gerüchte rund um den mentalen Zustand der beiden Präsidentschaftskandidaten schon genötigt, vor Ferndiagnosen zu warnen. Das Vorhandensein von Alzheimer oder Demenz, so die Gesellschaft, sei nur nach ausführlichen Tests festzustellen. Ferndiagnosen solle man tunlichst unterlassen, diese seien meistens nicht nur falsch, auch stigmatisierten sie die Betroffenen und seien daher höchst unethisch.

Jüngste Umfragen zu Biden überraschen

Pelosi hielt das im Interview mit CNN nicht davon ab, Trump eine vermeintliche Geistesschwäche zu unterstellen. Wohl ein Zeichen dafür, dass der Wahlkampf in den USA in den kommenden Monaten mit noch härteren Bandagen geführt werden könnte. Von Altersmilde war bei der Demokratin jedenfalls keine Spur. Immerhin ist sie auch schon 84 – und damit noch älter als Biden und Trump.

Biden selbst ließ am Dienstag übrigens wissen, warum er so einen schwachen Auftritt im Duell mit Trump hingelegt hat. Demnach sei die Müdigkeit nach den vielen internationalen Reisen verantwortlich. Es bezeichnete es als nicht sehr klug, kurz vor dem Duell "mehrmals um die Welt zu reisen... Ich habe nicht auf meine Mitarbeiter gehört (...), und dann ich bin auf der Bühne fast eingeschlafen." Es sei "keine Entschuldigung, aber eine Erklärung".

Wie am Dienstag aus einer Reuters/Ipsos-Erhebung hervorging, liegt Biden übrigens in der Wählergunst trotz seines Debatten-Debakels immer noch gleichauf mit Trump.

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