Handy-Verbot: Alarmierende Erkenntnisse – Schule verbannt Smartphones

"Junge Menschen weniger intelligent"

Schule reagiert auf alarmierende Handy-Erkenntnisse

Schülerinnen gucken auf ihre Handys (Symbolbild): Der hohe Konsum wird von Experten als problematisch eingeschätzt. (Quelle: Frank Hoermann/SVEN SIMON/imago-images-bilder)

Schülerinnen gucken auf ihre Handys (Symbolbild): Der hohe Konsum wird von Experten als problematisch eingeschätzt. (Quelle: Frank Hoermann/SVEN SIMON/imago-images-bilder)

Ein neues Buch sorgt für Aufsehen: Zerstören Handys die Psyche unserer Kinder? Ein Gymnasium geht jetzt einen radikalen Schritt.

Keine Kompromisse, keine Einzelmaßnahmen, kein Hinterherrennen mehr hinter dem großen Problem – stattdessen ein klarer Schnitt: In Köln macht ein Gymnasium Schlagzeilen und führt aus Angst um das Wohlergehen der Schülerinnen und Schüler ein weitreichendes Handyverbot ein.

"Wir werden jetzt im Hinblick auf Handys die strengste Schule Kölns", sagte Barbara Wachten, Schulleiterin des Dreikönigsgymnasiums, dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Ab dem kommenden Schuljahr sollen alle Schülerinnen und Schüler der Unter- und Mittelstufe ihr Handy morgens abgeben. Das Gerät kommt dann in eine Art Handyknast: in einen mit Namen und Fächern versehenen Kasten, in dem die Mobiltelefone bis zum Schulschluss aufbewahrt werden. Die Schule selbst nennt diesen Kasten "Handyhotel".

Zeichen der Sucht: Schüler schmuggeln Handys in Socken

Der Grund für die drastische Maßnahme: Zwar gab es auch schon vorher Handyregeln, es hielt sich nur niemand daran. Die Schüler versteckten ihre Handys unter dem Tisch, Kinder schmuggelten sie in Socken mit zum Klo, nur um auf der Toilette weiter spielen zu können. Die Lehrer waren völlig überfordert mit der Überwachung.

Und auch die Kinder und Jugendlichen haben laut Schulleiterin Wachten längst die Kontrolle verloren: "Wir beobachten ein Suchtverhalten bei einer stetig wachsenden Zahl von Schülerinnen und Schülern", sagt sie.

US-Psychologe Haidt: Jugend erlebt "Flutwelle" des Leids

Ihre Beobachtung passt zu der alarmierenden Analyse eines US-Psychologen. Gerade ist der neue Bestseller von Jonathan Haidt auf Deutsch erschienen, er heißt "Generation Angst – wie wir unsere Kinder an die virtuelle Welt verlieren". Die Kernthese: Seit das Smartphone in den Kinderzimmern angekommen ist, erlebe die Jugend eine "Flutwelle" des Leids. Soziale Verwahrlosung, Schlafmangel, Aufmerksamkeitsdefizite und Sucht seien die Folgen des exzessiven Handygebrauchs, die in Angstzuständen, Depressionen und einer erhöhten Suizidrate gipfelten. Es sei "die große Neuverdrahtung der Kindheit", sagt Haidt.

Um dem zu begegnen, fordert er: kein Smartphone für Kinder unter 14, soziale Medien erst ab 16, generelles Handy-Verbot in Schulen. Das wäre aus heutiger Sicht eine radikale Wende – ein Schritt zurück in die Vergangenheit. Aber, erklärte der Psychologe im Interview mit der "Welt": "Stellen Sie sich vor, ich hätte im Jahr 1990 den Vorschlag gemacht, Kindern einen Supercomputer in die Hand zu geben, der sie hunderte Male am Tag unterbricht, auch während des Unterrichts. Die Leute hätten gesagt: 'Du bist verrückt, warum sollten wir das jemals tun?'"

Haidt: "Das menschliche Potenzial wird in großem Umfang zerstört"

Haidt spricht von einer regelrechten Pandemie. Der schnelle und am Handy einfach zu erreichende Ausstoß des Neurotransmitters Dopamin sorge für anstrengungslose Stimulation. Setze man sich dem jeden Tag stundenlang aus, habe dies möglicherweise unumkehrbare Folgen. Viele Jungen zeigten einen problematischen Gebrauch von Videospielen und Pornografie, viele Mädchen seien süchtig nach sozialen Medien.

"Das menschliche Potenzial wird in großem Umfang zerstört", sagt Haidt. "Wir sprechen über Hunderte Millionen junger Menschen auf der ganzen Welt, die weniger intelligent, weniger glücklich und weniger kompetent sein werden."

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