EM 2024: Sexarbeit boomt und wird teurer – warum ist das so?

Die EM führt vielerorts auch zu einem Anstieg der Prostitution.

Die Europameisterschaft ist in vollem Gange. Seit Anfang der Woche sind alle Achtelfinalspiele ausgespielt. Auch wenn der Fußball für ein solches Großereignis qualitativ noch ausbaufähigem Level ist, so hat die EM zumindest an Spannung und Spaß bisher nichts vermissen lassen.

Auf dem Platz begeisterten knappe Partien mit so einigen überraschenden Siegern die Fans. Und neben dem Fußballfeld reißen die euphorischen Anhänger:innen verschiedener Nationen die Öffentlichkeit mit. Es ist eine große Party, ein Fußballfest, das sich so viele erhofft hatten.

Neben Alkohol und Fußball gehört dazu für so manche Fans auch Sex. Und wenn man dazu gerade nicht den oder die passende:n Partner:in hat, nutzen einige offenbar die Möglichkeit von Bordellen.

EM: Besonders viele Sexarbeitende kommen nach Hamburg

Ein Boom der Sexarbeit in Deutschland während der Europameisterschaft liegt in Anbetracht der Euphorie nicht allzu fern. Wie eine Auswertung des Erotik-Portals "Erobella.com" zeigt, erwarten den auch die Sexarbeitenden selber.

Demnach zieht es im Laufe des Turniers ganze 13.700 von ihnen zusätzlich aus dem Ausland nach Deutschland – allein in die EM-Austragungsorte. Das errechnete das Portal auf Basis von Daten, die zwischen Mitte Mai und Anfang Juni erhoben wurden. Dies entspräche einem durchschnittlichen Anstieg von 31 Prozent an Sexarbeitenden in den betreffenden Städten.

Besonders viele von ihnen kommen demnach nach Hamburg, wo insgesamt fünf EM-Spiele ausgetragen werden. Nach den Berechnungen zieht es über 4300 Sexarbeitende in die Hansestadt, die gemeinhin für ihr Rotlichtviertel auf St. Pauli bekannt ist. Über 2800 kommen nach Berlin, knapp 1900 nach München. Leipzig schafft es mit knapp 60 auf dem letzten Platz.

Der Eingang zur Herbertstraße, der Rotlicht-Meile auf St. Pauli.

Wo die Nachfrage hoch ist, steigt bekanntlich auch der Preis: Laut "Erobella.com" sind diese für Sex bereits vor dem Turnier gestiegen. Im Vergleich zu 2023 gibt es demnach in Berlin (+22,72 Prozent), Köln (+11,56 Prozent) und Dortmund (+10,24 Prozent) die höchsten Preisanstiege. Am teuersten ist Sex in Hamburg mit durchschnittlich 190 Euro. Auf Platz zwei und drei folgen München 188 Euro und Düsseldorf mit 183 Euro.

Allein in München ist dabei der Preis im Vergleich zu 2023 leicht gesunken. In allen anderen Austragungsorten stieg er an.

Europameisterschaft: Das hat das Turnier mit Prostitution zu tun

Dass die Prostitution bei sportlichen Großereignissen ansteigt, ist kein neues Phänomen. Dennoch gibt es in der Realität wohl kein absolut bahnbrechendes Geschäft, sondern lediglich einen leichten Anstieg in der Branche. Das bestätigte zuletzt auch Kolja-André Nolte, der Pressesprecher des Berufsverbands erotische und sexuelle Dienstleistungen (BesD).

Gegenüber der "Süddeutschen Zeitung" sagte er: "Die Annahme, dass zur Europameisterschaft zwangsläufig die Post abgeht, basiert auf einem zehnmal widerlegten Gerücht." Bei den Fans fließe viel Alkohol, wodurch es allein schon praktische Hindernisse für einen Bordellbesuch gibt. Die EM habe demnach nur einen kleinen Einfluss auf das Geschäft.

Dennoch gibt es einen realen Anreiz für Männer aus dem Ausland in Deutschland ins Bordell zu gehen. Grund dafür ist das vergleichsweise liberale Prostitutionsrecht hierzulande, das schon lange in der Politik diskutiert wird. Kritiker:innen nennen Deutschland gar das "Bordell Europas".

Prostitution ist in Deutschland unter bestimmten Umständen nicht strafbar, weder für die Sexarbeitenden noch für die Freier. In vielen europäischen Ländern ist mittlerweile das sogenannte "nordische Modell" gesetzlich verankert. Prostitution wird dadurch für die Freier illegal, während Prostituierte keine Konsequenzen befürchten müssen. Dies soll sie schützen.

Sollte Prostitution in Deutschland strafbar sein? Sexworker erklären, warum sie dagegen sind

In Deutschland wird diese Lösung ebenfalls seit Jahren diskutiert. Dennoch gab es bisher keine Gesetzesinitiative, die sich durchgesetzt hat. Wer also aus dem europäischen Ausland nach Deutschland kommt, muss beim Bordellbesuch nicht mit einer Strafe rechnen. Anders, als möglicherweise in der eigenen Heimat. Für einige ist dies offenbar ein Argument dafür, die Dienstleistung in Anspruch zu nehmen.