Walfang: Japan empört mit neuem Gesetzesvorstoß zu Finnwalen

Die bis zu 25 Meter langen Finnwale sind gefährdet auszusterben.

Japan hat eine lange Geschichte mit Walfang, die bis ins 12. Jahrhundert zurückreicht. Die Jagd auf Finnwale, die zweitgrößte Walart der Welt, wurde vor allem im 20. Jahrhundert intensiviert.

Insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg war Walfleisch in Japan eine wichtige Proteinquelle, um die Lebensmittelknappheit zu überwinden. Während dieser Zeit spielte der Finnwalfang eine entscheidende Rolle, da die riesigen Tiere als sehr ergiebig galten und große Mengen an Fleisch liefern konnten.

Mit der Gründung der Internationalen Walfangkommission (IWC) und dem Moratorium für den kommerziellen Walfang 1986 wurde der internationale Druck auf Japan erhöht, den Walfang zu beenden. Weil das Land diese Praxis jedoch als Teil seiner kulturellen Tradition sieht, fand es immer wieder Schlupflöcher, die es ermöglichten, trotzdem weiter Wale zu jagen.

Video: YouTube/euronews (deutsch)

Seit 2019 fährt Japan einen verschärften Kurs: Das Land trat aus der IWC aus und nahm den kommerziellen Walfang von einigen kleineren Arten, wie Zwergwalen, in den eigenen Gewässern wieder auf. Jetzt hat die japanische Fischereibehörde einen weiteren Vorschlag in Richtung eines aktiveren Walfangs gemacht – zur großen Empörung von Tierschützer:innen.

Walfang in Japan soll wieder Finnwale mit einschließen

Die japanische Fischereibehörde will zusätzlich zu den drei kleineren Walarten, die bereits jetzt gefangen werden dürfen, auch Finnwale auf die Liste der zur Jagd freigegebenen Arten aufnehmen. Hintergrund sei laut "Zeit Online" eine Erholung der Bestände. Bis Anfang Juni soll sich die Öffentlichkeit zu diesem Vorschlag äußern können.

In Japan operiert das einzige Walfang-Fabrikschiff der Welt.

Der Chefsekretär im japanischen Regierungskabinett, Yoshimasa Hayashi, argumentierte, dass die Regierung nachhaltigen Walfang unterstütze.Für die Japaner:innen seien Wale wichtige Nahrungsressourcen, die auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse nachhaltig genutzt werden sollten. Außerdem verwies er auf den Erhalt der japanischen Essenskultur.

Walfang hat in Japan eine kontroverse Tradition

Nach einem Verbot des kommerziellen Fangs großer Walarten in den 1980er-Jahren fing Japan 30 Jahre lang weiter Wale – die Verantwortlichen nutzten dabei eine Klausel, die den Fang zu Forschungszwecken erlaubte. Auf dem Markt landete das Fleisch meistens trotzdem irgendwann. Kritiker:innen werteten das als Schlupfloch des Verbots.

Auch Japaner:innen demonstrieren immer wieder gegen den Walfang.

Nachdem das Land vor fünf Jahren dann komplett aus der IWC ausgetreten ist, wurde der kommerzielle Walfang ohne Schlupflöcher wieder aufgenommen – allerdings nur in japanischen Gewässern.Gejagt werden dort seither Minke-, Bryde- und Seiwale.

Im vergangenen Jahr wurden laut Informationen von "Zeit Online" 294 Tiere gefangen, weniger als 80 Prozent der geplanten Fangquote. Proteste von Walfanggegner:innen gegen Japan halten sich daher in Grenzen. Vor allem seit das Land die besonders heftig kritisierten "Forschungsjagden" in der Antarktis beendet hatte und nur noch an den japanischen Küsten fischte.

Möglicherweise könnte eine erneute Aufnahme der gezielten Jagd auf Finnwale das ändern. Denn auch wenn sich die Bestände laut der japanischen Fischereibehörde erholt haben, gelten Finnwale laut Klassifizierung der "International Union for Conservation of Nature" als "gefährdet auszusterben". Die Schweizer NGO "Ocean Care" teilte bereits mit, man sei "entsetzt über Japans Pläne".