Österreich: 18-Jährige bekommen kostenloses Jahresticket für den ÖPNV

Österreichs ÖPNV-System gilt als eines der besten in Europa.

Im Sommer 2022 nutzten Millionen Menschen in Deutschland das zeitlich begrenzte 9-Euro-Ticket, eine Art Mobilitäts-Experiment der Bundesregierung. Es wurde von vielen als großer Erfolg gefeiert, da es nicht nur den Geldbeutel der Menschen schonte, sondern auch zu einem Anstieg der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel führte.

Mittlerweile gibt es als dauerhafte Alternative das 49-Euro-Ticket, das Studierende teilweise leicht vergünstigt bekommen. Viele von ihnen werden diesen Sommer wohl einen neidischen Blick nach Österreich werfen. Denn hier können sich alle 18-Jährigen künftig über ein ganz besonderes Geburtstagsgeschenk vom Staat freuen.

Kostenloses Klima-Ticket für 18-Jährige in Österreich

In der Alpenrepublik können alle 18-Jährigen zum Geburtstag ab dem 1. Juli ein kostenloses Klimaticket bekommen, das für ein Jahr die landesweite Nutzung praktisch aller Busse und Bahnen ermöglicht. Gerade in dieser für das Mobilitätsverhalten wichtigen Phase solle für die jungen Menschen die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel noch attraktiver gemacht werden, hieß es am Donnerstag vom Verkehrsministerium kurz vor dem Start der Aktion.

"Öffentlich unterwegs sein ist bequem, einfach und praktisch", sagte Verkehrsministerin Leonore Gewessler von den Grünen. Angesichts der unterschiedlichen Lebens- und Ausbildungssituation kann der Start der Gültigkeit des Tickets von den jungen Erwachsenen frei zwischen dem 18. und 21. Geburtstag gewählt werden, heißt es.

Österreichs Jugendliche sparen viel Geld mit kostenlosem Klimaticket

Den Fahrschein beantragen können dieses Jahr 18 Jahre alt werdende oder gewordene Menschen mit Wohnsitz in Österreich. Normalerweise kostet das Ticket je nach Alter zwischen 821 und 1095 Euro. Für die Aktion, die zeitlich zunächst nicht begrenzt ist, stehen im Etat 120 Millionen Euro zur Verfügung.

Pro Jahr sind in Österreich den Angaben zufolge etwa 88.000 Menschen anspruchsberechtigt. Derzeit haben laut Ministerium mehr als 280.000 Menschen ein Klimaticket. Das 2021 eingeführte Angebot werde stark angenommen und liege über den Erwartungen, sagte ein Sprecher.

Greenpeace kritisiert zu teuren ÖPNV in Europa

Österreich könnte mit seinem Vorstoß ein europäisches Vorbild in Sachen Mobilitätswende sein. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat den öffentlichen Personenverkehr in den meisten europäischen Ländern nämlich als zu teuer kritisiert, um die Menschen zum Umstieg vom Auto zu bewegen.

In einem von der Organisation selbst aufgestellten Länderranking innerhalb Europas landete Österreich wegen seines Klimatickets letztes Jahr bereits auf Platz drei, direkt vor Deutschland. Für die Rangliste hatte Greenpeace den öffentlichen Personenverkehr in 30 Ländern und den zugehörigen Hauptstädten unter die Lupe genommen.

Dabei wurde beurteilt, ob es landesweite Monats- oder Jahrestickets für alle oder fast alle öffentlichen Verkehrsträger gibt, was diese kosten, ob Rabatte für sozial benachteiligte Menschen gestattet werden und wie hoch die Mehrwertsteuer auf Fahrscheine ausfällt. An der Spitze der Rangliste landeten Luxemburg und Malta, in beiden Ländern ist der öffentliche Personenverkehr kostenfrei.

(mit Material der dpa)