Ameisenart verursacht Stromausfälle: "Gibt nichts, was gesichert hilft"

Eine eingeschleppte Ameisenart verursacht Probleme.

Ameisen werden von den meisten Personen absolut unterschätzt. Wer denkt, dass Menschen die Welt beherrschen, sollte einen genaueren Blick auf die Krabbeltiere werfen. Denn Ameisen gibt es beinahe überall: ob im tropischen Regenwald, am Nordpolarkreis oder in Städten.

Etwa Zehntausend Billionen von ihnen bevölkern die Erde und obwohl sie so leicht sind, wiegen alle zusammen in etwa so viel wie die gesamte Menschheit. Sie haben zudem noch vor dem Menschen die Landwirtschaft entdeckt. Über 200 Arten versklaven zudem andere Arten und missbrauchen diese für ihre Zwecke.

Alles in allem haben die kleinen Insekten also viel mehr Einfluss auf den Planeten, als Laien annehmen dürften. Szenen, die sich aktuell in einer Stadt in Baden-Württemberg abspielen, verdeutlichen den Einfluss der Ameisen. Dort herrscht derzeit Ausnahmezustand. Eine eingeschleppte Ameisenart verursacht in der Stadt erhebliche Probleme, löst sogar Strom- und Internetausfälle aus. Der Kampf gegen die Insekten gestaltet sich schwierig.

Superkolonie in Kehl: Ameisen breiten sich ungehindert aus

Die invasive Ameisenart Tapinoma magnum, die ursprünglich aus dem Mittelmeerraum stammt, breitet sich in Kehl rasant aus. Besonders betroffen sind aktuell zwei Stadtteile: Marlen und Neumühl.

Trotz intensiver Bekämpfungsmaßnahmen mit Heißschaum seit dem Herbst konnten die Ameisen sich massiv vermehren. In Marlen gibt es bereits eine sogenannte Superkolonie, die sich über mehrere Hektar erstreckt und Millionen von Tieren umfasst.

Ein Mann bekämpft mit einem Spritzgerät die invasiven Ameisen.

Wie das aussehen kann, steht anschaulich auf der Webseite der Stadt beschrieben:

"Es krabbelt und wuselt auf dem Spielplatz in Marlen, die Grasspielfläche ist zu einem Gutteil umgegraben, an den Holzbalken, welche die Sandfläche einfassen, haben sich dunkelgraue Ameisenstraßen und schwarze Ameisenknäuel gebildet."

Ameisen verursachen Stromausfälle: Stadt sind die Hände gebunden

David Altendorf von der Schädlingsbekämpfungsfirma Kleinlogel, sagt demnach über die Situation: "Das ist richtig krass". Er habe so etwas noch nie gesehen. Die Ameisen dringen nicht nur in Wohnhäuser ein, sondern verursachen auch Störungen im Strom- und Internetnetz.

Warum? Es sind so viele, dass sie mitunter die Technik beeinflussen können. Das zeigt sich unter anderem so: Mancherorts wuseln Hunderte Ameisen aus Verteilerkästen, wenn man diese öffnet.

Teils werden Verteilerkästen von den Ameisen belagert.

Gregor Koschate, der Umweltbeauftragte der Stadt Kehl, zeigt sich besorgt: "Es gibt bislang nichts, was gesichert gegen die invasive Ameise wirkt." Die Bekämpfung einer einzigen Superkolonie kann die Stadt wöchentlich mindestens 50.000 Euro kosten. Diese enormen Kosten und die fehlende sichere Bekämpfungsmethode stellen ihm zufolge die Stadt vor große Herausforderungen.

Wolfram Britz, der parteilose Oberbürgermeister von Kehl, schlägt deshalb Alarm. Unterstützung vom Landes-Umweltministerium und anderen Behörden sei dringend erforderlich, sagt er. "Kommunen dürfen in dieser Situation nicht allein gelassen werden", betont er und fordert eine enge Zusammenarbeit von Forschung, Wirtschaft und Politik. Nur so könne man der Lage Herr werden.